Über Uns:
Wir sind verschiedene Gruppen und Menschen der Potsdamer Gesellschaft. Gemeinsam kämpfen wir für einen solidarischen Umgang in der Krise, in dem das gute Leben für alle und eine gemeinschaftliche Bewältigung der Krise und ihrer Folgen an vorderster Stelle stehen. Für uns bietet das herrschende kapitalistische System keinerlei Lösung. Viel mehr feuert dieses System die Machtkämpfe zwischen Staaten an und produziert massenhafte Verarmung und vernichtet mit der Ausbeutung von Mensch und Natur unsere Lebensgrundlagen. Dabei sehen wir sowohl die Verantwortung der reichen Industrieländer für die immensen Schäden in den ärmeren Ländern, als auch die ungerechte Verteilung der Reichtümer hierzulande.
Eine sozial gerechte und ökologische Wirtschaft muss den Menschen und die Umwelt über den Profit und das Konkurrenzdenken stellen. Solidarität ist für uns keine Worthülse, sondern eine gelebte Praxis.
Nationalismus ist für uns kein Weg aus der Krise. In unserem Bündnis wird der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht verharmlost, Verschwörungserzählungen nicht geduldet und die Klimakrise nicht geleugnet.
Selbstverständnis Bündnis solidarisches Potsdam

Wir sind ein Zusammenschluss von verschiedenen Gruppen und Kultureinrichtungen sowie Einzelpersonen aus Potsdam. Seit Ende Dezember organisieren wir uns gemeinsam gegen die vermehrten Demonstrationen von Corona-Leugner*innen, Impf-Gegner*innen und Verschwörungsideolog*innen. Gleichzeitig kritisieren wir die Corona-Politik im Sinne einer solidarischen Lösung.

Wir sehen die Proteste in Potsdam als Teil einer überregionalen und antidemokratischen Bewegung, die klar als menschenfeindlich einzuordnen ist. Auf den Demos und in den Kommunikationskanälen herrscht eine aufgeheizte und angstproduzierende Rhetorik – verbunden mit der Verbreitung von Falschinformationen und häufig antisemitischen Verschwörungserzählungen. Gleichzeitig werden der Holocaust und Diktaturen relativiert und instrumentalisiert, um sich als Opfer eines vermeintlichen Menschheitsverbrechens darzustellen. All dies führt dazu, dass viele Menschen einen bedrohlichen Wahn entwickeln und sich zur rechten Seite hin aufhetzen lassen.

Die vielen Drohungen gegen Politiker*innen und medizinisches Personal, die Anschläge gegen Impfzentren und der antisemtisch motivierte Familienmord im brandenburgischen Senzig zeigen die Gefährlichkeit dieser Wahnvorstellungen. Wir engagieren uns klar gegen die AfD und andere Nazis, die die Pandemielage für ihre ideologischen Zwecke missbrauchen und Proteste gegen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung initiieren, organisieren oder unterstützen. Wir wenden uns entschieden gegen Verschwörungserzählungen und Verharmlosungen des Corona-Virus und der weltweiten Pandemie und sprechen uns für eine Bewertung der Lage aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse aus. Uns ist klar, dass komplexe globale Entwicklungen niemals auf Grundlage einfacher Gut-Böse-Einteilungen und Schuldzuweisungen erklärt werden können. Wir wenden uns auch gegen Einstellungen, die Menschenleben unterschiedliche Wertigkeiten zuweisen und beispielsweise älteren oder vorerkrankten Menschen damit ein Lebensrecht absprechen. Wir wenden uns auch gegen die offen zutage tretende Wissenschaftsfeindlichkeit der Corona-Leugner*innen und Impfverweiger*innen. Wir positionieren uns gegen einen reaktionären und verkürzten Freiheitsbegriff, der anders als auf den Demonstationen der Corona-Leugner*innen und Impfgegner*innen behauptet, eben nicht auf Solidarität abzielt, sondern persönliche Befindlichkeiten über ein allgemeines Interesse stellen. Wir sehen außerdem die Gefahren, die von esoterischen Weltanschauungen und nicht-evidenzbasierten medizinischen Ansätzen ausgehen und die Notwendigkeit hier eine (auch szeneinterne) Debatte zu führen, ohne dabei Menschen vorzuverurteilen.

Die verschwurbelte Kritik an den Corona-Maßnahmen und der Impfpflicht auf den Demonstrationen lenkt von den wirklich notwendigen Debatten ab. Verschwörungsdenken, Egoismus und verkürzte Kapitalismuskritik können nie zu einer Lösung beitragen. Wir sprechen uns für einen solidarischeren Umgang in der Pandemie aus. Wir setzen uns für den Schutz von besonders gefährdeten älteren oder vorerkrankten Menschen ein und wenden uns entschieden gegen die beengten Wohnverhältnisse beispielsweise in Geflüchteten-Heimen. Gleichzeitig müssen auch die negativen psychischen und sozialen Folgen der Pandemie und der Eindämmungsmaßnahmen gerade für Kinder und junge Menschen Berücksichtigung finden. Wir fordern eine sofortige bedingslose globale Freigabe aller Impfstoffe und Patente, eine solidarische Verteilung des vorhandenen Impfstoffs und einen umfassenden Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Impfungen für alle Menschen, weltweit und unabhängig von Status oder Pass. Wir setzen uns für eine gerechte Entlohnung und die Entlastung von Personen ein, die im Gesundheitssektor oder in pflegenden Berufen tätig sind und fordern die gesellschaftliche Anerkennung von Care-Arbeiten sowohl im beruflichen als auch im privaten Feld sowie eine Debatte über die zukünftige gemeinschaftliche Aufteilung dieser Tätigkeiten. Weiterhin sehen wir die Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten Kritik an einer Medizin unter kapitalistischen Verhältnissen. Wir fordern vor allem große Vermögen zur Bewältigung der Krisenkosten herauszuziehen und sprechen uns für eine Anerkennung des Wertes von sozialen Beziehungen in der Gesellschaft aus.

Wir sind ganz und gar nicht zufrieden mit der aktuellen Corona-Politik und dem weltweiten Umgang mit der Pandemie. Wir üben Kritik an der Unterwerfung des Gesundheitssektors unter kapitalistische Maßstäbe und an den staatlichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, die wirtschaftliche Interessen vor gesundheitliche oder soziale Bedürfnisse stellen. So sprechen wir uns gegen die finanzielle staatliche Bevorzugung von Großunternehmen gegenüber beispielsweise Kultur- und Bildungsveranstalter*innen aus. Wir erkennen außerdem die Gefahr, dass Polizei, Sicherheitsbehörden und Unternehmen Daten, die im Rahmen von Maßnahmen zur Pandemieeindämmung erhoben werden, zu Zwecken der Überwachung oder des Kommerzes missbrauchen. Wir kritisieren die Ungleichheit, mit der die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung Menschen in Abhängigkeit von Wohlstand, Herkunft und Status treffen. Wir sehen das staatliche Versagen insbesondere im Bereich der Bildung, wenn nach zwei Jahren Pandemie noch immer keine wirkungsvollen Konzepte erarbeitet wurden, um Kinder und Jugendliche gegen das Corona-Virus zu schützen, ohne dabei den Bildungsauftrag zu vernachlässigen und die Verantwortung einfach Eltern und Familie aufzubürden. Wir sehen die Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten Kritik an einer Medizin unter kapitalistischen Verhältnissen.

Wir wollen weder Verschwörungsdenken noch kritiklose Hinnahme der Corona-Politik. Stattdessen üben wir fundierte Kritik und kämpfen gemeinsam für einen solidarischen globalen Umgang in der Pandemie, in dem das gute Leben für alle und eine gemeinschaftliche Bewältigung der Pandemie und ihrer Folgen an vorderster Stelle stehen. Solidarität ist für uns keine Worthülse, sondern eine gelebte Praxis.

Einzelne Mitglieder können eigene Positionen auf gemeinsamen Aktionen formulieren, die nicht konsensfähig im Bündnis sein müssen.